Evakuierung und Aufnahmezentren

Wann ist eine Evakuierung notwendig?

Die Entscheidung über die Evakuierung der Bevölkerung wird vom Krisenstab (Celule de crise) auf der Grundlage der Analyse der Kontrollstelle für Strahlenbelastung (Cellule d’évaluation radiologique) getroffen.

Die Entscheidung wird der Bevölkerung durch die Stelle für Kommunikation/Information (Cellule communication/information) mitgeteilt.

Die Hauptfaktoren, auf denen die Entscheidung zur Evakuierung beruht, sind:

  • die Schwere und die Merkmale des nuklearen Unfalls;
  • die Witterungsverhältnisse, insbesondere die Windrichtung.

Die Evakuierung bei einem nuklearen Unfall erfolgt so weit wie möglich eigenständig mit dem Privatfahrzeug.

Zu welchem Zeitpunkt wird eine Evakuierung angeordnet?

Die Evakuierung ist eine der Schutzmaßnahmen des Notfallplans (PIU). Die Evakuierung der Einwohner eines bestimmten Gebiets kann vor oder nach dem Vorbeiziehen der radioaktiven Wolke angeordnet werden, wobei das Ausmaß und die Merkmale des Unfalls sowie die Witterungsverhältnisse berücksichtigt werden müssen.

Die Analyse der Situation obliegt der Kontrollstelle für Strahlenbelastung (Cellule d’évaluation radiologique), der insbesondere Experten der Strahlenschutzabteilung (Division de la radioprotection) des Gesundheitsministeriums (Ministère de la Santé) angehören.

  • Die Evakuierung vor dem Vorbeiziehen der radioaktiven Wolke kann angeordnet werden, wenn zwischen dem Unfall im Innern des Kraftwerks und dem vermutlichen Austritt der radioaktiven Wolke eine Zeitspanne von mindestens einigen Stunden verbleibt und aufgrund des Unfalls schwerwiegende Auswirkungen auf die Bevölkerung in den möglicherweise betroffenen Regionen drohen. Zwischen dem Unfall und der Freisetzungsphase können mehrere Stunden liegen.
  • Die Evakuierung nach dem Vorbeiziehen der radioaktiven Wolke kann angeordnet werden, wenn aufgrund der gemessenen Radioaktivität die Menge der radioaktiven Ablagerungen eine gesundheitsgefährdende Bestrahlung für die Bevölkerung vor Ort darstellt, wenn diese nicht evakuiert wird.

Es wird daran erinnert, dass im Evakuierungsfall den Anweisungen der Behörden unter allen Umständen und jederzeit Folge zu leisten ist. Alle Maßnahmen, die die Regierung für einen nuklearen Unfall im Notfallplan vorgesehenen hat, zielen darauf ab, die Bevölkerung Luxemburgs bestmöglich zu schützen.

Wer entscheidet über die Größe des Evakuierungsgebiets?

Die Evakuierung der Bevölkerung bei einem nuklearen Notfall ist eine der 3 Hauptmaßnahmen zum Schutz der Bevölkerung, die im Notfallplan bei einem nuklearen Unfall vorgesehen ist.

Die Einzelheiten dieses Plans, wie etwa die Festlegung der Einsatzzonen und -bereiche, wurden vom Staatsministerium, dem Ministerium für Gesundheit und dem Ministerium des Innern ausgearbeitet.

Bei einem Unfall wird die genaue Eingrenzung des Evakuierungsgebiets auf der Grundlage der Analyse der Kontrollstelle für Strahlenbelastung (Cellule d’évaluation radiologique) vom Krisenstab (Cellule de crise) festgelegt.

Sie wohnen in Stadt/Dorf X. Werden Sie bei einem nuklearen Unfall in Cattenom evakuiert?

Es ist unmöglich vorherzusagen, welche Städte und Dörfer bei einem nuklearen Unfall in Cattenom evakuiert werden, da die Evakuierung von der Schwere des Unfalls und insbesondere von der Windrichtung abhängt.

Ebenso steht nicht fest, ob bei einem nuklearen Unfall eine Evakuierung erfolgt, weil die Schwere dieses Unfalls im Voraus nicht erkennbar ist.

Die vom Krisenstab (Cellule de crise) eingeleiteten Maßnahmen hängen von den Analysen der Kontrollstelle für Strahlenbelastung (Cellule d’évaluation radiologique) ab.

Warum werden die Menschen in der Gefahrenzone zur Schutzsuche in Häusern und Gebäuden aufgefordert und nicht sofort evakuiert?

Bei einem nuklearen Unfall ist die Evakuierung der Bevölkerung nur in extremen Situationen vorgesehen. Bei einer Evakuierung vor der Freisetzung von Radioaktivität ist es daher sehr wichtig, sich zu vergewissern, dass genug Zeit verbleibt, um diese Maßnahme erfolgreich durchzuführen, damit verhindert werden kann, dass während des Vorbeiziehens der radioaktiven Wolke Menschen in Verkehrsstaus stecken.

Daher ist die zunächst empfohlene Schutzmaßnahme auch im Notfall die Schutzsuche in Häusern und Gebäuden. Diese Maßnahme erfüllt zwei wichtige Kriterien: das der Sicherheit und das der schnellen Umsetzung.

Die Schutzsuche in Häusern und Gebäuden bei geschlossenen Türen und Fenstern ist eine Maßnahme, die einen sehr hohen Schutz bietet.

Ist die Evakuierung immer die logische Folge der Schutzsuche in Häusern und Gebäuden?

Nein, diese Entscheidung hängt immer von der radiologischen Situation ab. Es ist durchaus möglich, dass die radiologischen Ablagerungen beim Vorbeiziehen der radioaktiven Wolke so schwach waren (z. B. kein Regen), dass die Bevölkerung an ihrem Wohnort bleiben kann.

Etwaige Bedingungen und Einschränkungen, die in diesem Fall gelten, werden in einem Plan für die Phase nach dem Unfall festgelegt.

Wie erfährt man, ob man evakuiert werden soll?

Von der Evakuierung betroffen sind vor allem die Menschen in den Regionen, in denen die Strahlenbelastung die im Notfallplan festgelegten Referenzniveaus zu überschreiten droht.

Eine etwaige Evakuierung betrifft im Wesentlichen die Bevölkerung des ersten Wohnbereichs um das Kraftwerk Cattenom, die so genannte „primäre Planungszone“, die sich in einem Umkreis von 15 km um das Kraftwerk befindet.

Sie haben gerade erfahren, dass Sie evakuiert werden sollen. Welche Anweisungen sind zu befolgen?

Den Anweisungen der Behörden ist unter allen Umständen und jederzeit Folge zu leisten. Alle Maßnahmen, die die Regierung für einen nuklearen Unfall im Notfallplan vorgesehen hat, zielen darauf ab, die Bevölkerung Luxemburgs bestmöglich zu schützen.

Es wurde Ihnen mitgeteilt, dass Sie evakuiert werden sollen, da Ihr Haus in einer Zone liegt, die der radioaktiven Strahlung besonders ausgesetzt ist.

Eine etwaige Evakuierung betrifft im Wesentlichen die Bevölkerung des ersten Wohnbereichs um das Kraftwerk Cattenom, die so genannte „primäre Planungszone“, die sich in einem Umkreis von 15 km um das Kraftwerk befindet.

Die Evakuierung bei einem nuklearen Unfall erfolgt so weit wie möglich eigenständig mit dem Privatfahrzeug.

Einer Ihrer Angehörigen befindet sich in einem Seniorenheim, einem Krankenhaus oder einer Schule. Wird er evakuiert?

Die Evakuierung der Schulen, Seniorenheime, Krankenhäuser und ähnlicher Einrichtungen ist Teil des Notfallplans.

Sie wird daher von den Behörden übernommen.

Was ist für den Fall vorgesehen, dass ein Großteil der Bevölkerung evakuiert werden muss?

Die Evakuierung eines Großteils der Bevölkerung ist unwahrscheinlich. In diesem Fall stünde das Land einer Situation gegenüber, die es mit den eigenen Rettungskräften nicht bewältigen könnte. Die Regierung würde daher um Hilfe aus dem Ausland bitten, insbesondere aus den Nachbarländern, mit denen sie Abkommen über gegenseitige Unterstützung im Katastrophenfall geschlossen hat.

Wie kann bei der Evakuierung eine Panik verhindert werden?

Die Behörden sind sich dieses etwaigen Risikos durchaus bewusst. Eine spontane Evakuierung kann zu einer chaotischen Situation führen, da sich die von der Evakuierung betroffenen Personen alle gleichzeitig in Bewegung setzen. Um eine Panik zu vermeiden, ist es von größter Bedeutung, den Anweisungen der Behörden strikt Folge zu leisten.

Es ist von größter Wichtigkeit, Ruhe zu bewahren.

Was ist im Falle der Evakuierung mitzunehmen?

Es ist nicht notwendig, besondere oder gar sperrige Ausrüstung mitzunehmen. Es muss jedoch an das Notwendigste gedacht werden:

  • stellen Sie sicher, dass Sie Zugang zu Informationen haben, zum Beispiel über Ihr Autoradio, ein tragbares Radio oder über das Internet Ihres Handys oder Tablets;
  • halten Sie Kleidung bereit, die den Witterungsbedingungen entspricht;
  • nehmen Sie Folgendes mit:
    • Ausweis- und Fahrzeugpapiere;
    • Wohnungs- und Autoschlüssel (wenn möglich auch Zweitschlüssel);
    • Zahlungsmittel;
    • ein aufgeladenes Handy mit Batterie und Ladegerät;
    • Wasserflaschen und kleine Snacks, da es unterwegs zu Verkehrsstaus kommen kann;
    • einen Beutel mit Medikamenten und Erste-Hilfe-Ausrüstung;
    • ein Set mit Pflegeprodukten für Ihr Baby;
    • gegebenenfalls Kinderspielzeug.

Die Evakuierung bei einem nuklearen Unfall erfolgt so weit wie möglich eigenständig mit dem Privatfahrzeug.

Dürfen Haustiere mitgenommen werden?

Ja. Da die Evakuierung bei einem nuklearen Unfall möglichst mit eigenen Mitteln erfolgt, können Haustiere im Fahrzeug mitgenommen werden.

Ist es möglich, im Falle der Evakuierung bei seiner Familie zu bleiben?

Ja. Bei der Evakuierung ist es möglich, sich zu Angehörigen zu begeben oder, wenn dies nicht möglich ist, in einem Aufnahmezentrum untergebracht zu werden. In beiden Fällen können Familienmitglieder zusammenbleiben.

Sie sind eine Person mit eingeschränkter Mobilität. Was tun bei einer Evakuierung?

Der Notfallplan unterscheidet im Evakuierungsfall zwei Bevölkerungsgruppen:

bewegungsfähige und bewegungsunfähige Personen.

  • Als bewegungsfähig Personen, die sich ohne Hilfe Dritter fortbewegen und das eigene Fahrzeug zum Verlassen des Evakuierungsgebietes nutzen können.
  • Als bewegungsunfähig gelten Personen, die sich im Krankenhaus befinden, gehbehindert sind, in einem Pflegeheim wohnen oder häusliche Krankenpflege in Anspruch nehmen.

Im Evakuierungsfall übernehmen die Behörden ihre Beförderung.

Sie werden von Pendelbussen an der Grundschule oder an der nächstgelegenen Schulbushaltestelle abgeholt.

In Gemeinden mit Bahnanschluss erfolgt die Evakuierung per Bahn.

Bleiben die öffentlichen Verkehrsmittel bei einer Evakuierung in Betrieb?

Ziel der luxemburgischen Behörden ist es, den Betrieb der Verkehrsmittel auf luxemburgischem Staatsgebiet aufrechtzuerhalten, indem sie versuchen - in Zusammenarbeit mit den Behörden der Nachbarländer - so weit wie möglich etwaigen Problemen vorzubeugen bzw. sich bereits aufgetretenen Probleme anzupassen.

Davon betroffen sind:

  • das Straßennetz;
  • die Schifffahrtswege;
  • der Luftraum und der Flughafen Luxemburg;
  • das Eisenbahnnetz.

Die Behörden sind auf verschiedene Szenarien vorbereitet, um die Sondermaßnahmen auf Ebene der Großregion zu koordinieren, den Betrieb der öffentlichen Verkehrsmittel zu gewährleisten und Sondertransporte zu organisieren.

Je nach Entwicklung des Notfalls sind jedoch Störungen möglich.

Müssen bei einer Evakuierung Kaliumiodidtabletten eingenommen werden?

Je nach Situation kann die Regierung empfehlen, vor der Evakuierung Kaliumiodidtabletten einzunehmen.

Wo befinden sich die Aufnahmezentren?

Die Aufnahmezentren befinden sich in den wichtigsten Gemeinden der sekundären Planungszone, die je nach Schwere des Unfalls über die Grenzen der primären Planungszone hinausgeht.

Welche Funktion hat ein Aufnahmezentrum?

Die Aufnahmezentren haben folgende Funktionen:

  • Unterbringung von Personen/Familien, die selbst keine Unterkunft finden konnten;
  • Zusammenführung auseinandergerissener Familien;
  • Gewährleistung der medizinischen Versorgung der untergebrachten Personen.

Sie werden in öffentlichen Gebäuden (Sportzentren, Mehrzweckhallen usw.) eingerichtet und mit geeigneten sanitären Installationen ausgestattet.

Sie werden regelmäßig getestet, um ihre Funktionsfähigkeit bei einem nuklearen Unfall einzustufen.

Gibt es beim Aufnahmezentrum eine Strahlenkontroll- und Dekontaminationsstation?

Bei Bedarf sieht der Krisenstab (Cellule de crise) die Möglichkeit vor, in der Nähe des Aufnahmezentrums eine Kontrollstation einzurichten. Diese ermöglicht es, eine etwaige Kontamination von Haut oder Kleidung von Personen festzustellen, die der Strahlung ausgesetzt waren, und gegebenenfalls eine Dekontamination durchzuführen.

Warum sind die Aufnahmezentren nicht weiter vom Kraftwerk Cattenom entfernt?

Die Aufnahmezentren befinden sich in ausreichender Entfernung vom Kernkraftwerk Cattenom, sodass der Unfall keine großen Auswirkungen auf sie hat. Außerdem ist es von Bedeutung, über geeignete Infrastrukturen zu verfügen, die bei Bedarf sofort genutzt werden können.

Kann man sich in ein Aufnahmezentrum begeben, auch wenn man nicht in der Evakuierungszone wohnt?

Nein, die Aufnahmezentren sind den Personen vorbehalten, die in den vom Unfall betroffenen Regionen wohnen.

Wie ist ein Aufnahmezentrum ausgestattet?

Die Zentren werden in öffentlichen Gebäuden (Sportzentren, Mehrzweckhallen usw.) eingerichtet und mit geeigneten sanitären Installationen und bei Bedarf auch mit Betten für die Evakuierten ausgestattet.

Sie werden regelmäßig getestet, um ihre Funktionsfähigkeit bei einem nuklearen Unfall einzustufen.

Wie viele Personen können in einem Aufnahmezentrum untergebracht werden?

Die Aufnahmekapazitäten der im Plan vorgesehenen Einrichtungen sind unterschiedlich.

Bei Bedarf werden Einrichtungen mit zusätzlichen Kapazitäten zur Verfügung gestellt.

Wie lange muss man bei einer Evakuierung im Aufnahmezentrum bleiben?

Die Dauer der Unterbringung in den Aufnahmezentren kann nicht im Voraus bestimmt werden, da sie von der Art und der Entwicklung des nuklearen Unfalls abhängt.

Sie benötigen eine intensive medizinische bzw. ärztliche Behandlung. Was tun bei einer Evakuierung? Ist es möglich, zum Arzt und/oder in die Apotheke zu gehen?

In den Aufnahmezentren ist für alles Nötige gesorgt, sie verfügen auch über medizinische Versorgung.

Im Allgemeinen sollten Sie während der Dauer der Krise die Behandlung, die Ihr Arzt aufgrund einer schweren Krankheit angeordnet hat, fortsetzen.

Im Zweifel wenden Sie sich an Ihren behandelnden Arzt.

Darf man, wenn man evakuiert wurde, nach dem Unfall in seine Wohnung zurückkehren?

Niemand kann diese Frage zu dem Zeitpunkt beantworten, wenn die Evakuierung angeordnet wird. Eine solche Entscheidung beruht immer auf einer Prognose und Bewertung der Unwägbarkteien. Das Risiko der Strahlenbelastung in den betroffenen Bereichen kann erst nach dem Unfall genau eingeschätzt werden.  Erst dann werden die Entscheidungen darüber getroffen, ob eine Rückkehr möglich ist oder untersagt wird. Der Plan für die Phase nach dem Unfall dient dazu, die Kriterien für diese Entscheidungen sowie die Bedingungen und Einschränkungen im Zusammenhang mit einer Rückkehr festzulegen.

Wie das Beispiel des Unfalls von Fukushima zeigt, kann sich eine Rückkehr in einen  Teil der Gebiete, insbesondere die Gebiete in nächster Nähe zum Reaktor und die dem Wind ausgesetzten Bereiche, als unmöglich erweisen. In andere evakuierte Bereiche konnten die Menschen später zurückkehren.

Auf jeden Fall sollte eine zeitlich begrenzte Rückkehr möglich bleiben, damit persönliche Gegenstände geholt werden können.

Falls Sie hier keine Antwort auf Ihre Frage finden, zögern Sie nicht, sich an uns zu wenden.

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