Influenzapandemie

Was ist eine Pandemie?

Unter einer Pandemie versteht man die außergewöhnlich starke weltweite Ausbreitung einer menschlichen Krankheit, wobei innerhalb eines kurzen Zeitraums alle Teile der Erde und mehr als 25% der gesamten Bevölkerung betroffen sind. Eine Pandemie entsteht beim Auftreten eines neuen Virus, gegen das das menschliche Immunsystem über keine Abwehr verfügt.

Wie muss sich ein Influenzavirus entwickeln, um eine Pandemie auszulösen?

Die meisten tierischen Influenzaviren infizieren in der Regel keine Menschen. Trotzdem kommt es gelegentlich vor, dass bestimmte tierische Viren Menschen infizieren. Zu einer Influenzapandemie kommt es, wenn ein tierisches Influenzavirus, gegen das die meisten Menschen nicht immun sind, die Fähigkeit erlangt, über einen längeren Zeitraum fortbestehende Übertragungsketten von Mensch zu Mensch zu verursachen. Ein solches Virus besitzt das Potenzial, sich weltweit auszubreiten und so eine Pandemie auszulösen.

Die Entwicklung einer Influenzapandemie kann als das Ergebnis der Veränderung eines tierischen Influenzavirus zu einem menschlichen Influenzavirus betrachtet werden. Viren, die eine Influenzapandemie auslösen, können entstehen durch:

  • Genaustausch: Gene tierischer und menschlicher Influenzaviren vermischen sich so, dass ein reassortiertes Influenzavirus entsteht, das sowohl Tiere als auch Menschen infiziert.
  • Genmutation: in einem tierischen Influenzavirus verändern sich Gene so, dass das Virus Menschen infizieren und sich leicht von Mensch zu Mensch übertragen kann.

Hat es in der Vergangenheit schon Influenzapandemien gegeben?

Im 20. Jahrhundert gab es drei Influenzapandemien: 1918, 1957 und 1968.

  • Die Pandemie von 1918/19 forderte mehr als 40 Millionen Todesopfer innerhalb weniger als einem Jahr.
  • Bei der Pandemie von 1957, die auf ein weniger virulentes Virus zurückzuführen war als die von 1918, starben mehr als zwei Millionen Menschen.
  • Die Pandemie von 1968 schließlich forderte eine Million Tote, wobei sich die Krankheit langsamer ausbreitete als bei den vorhergehenden Pandemien.

Wie viele Pandemiephasen unterscheidet die Weltgesundheitsorganisation?

Die Weltgesundheitsorganisation unterscheidet 6 Phasen:

  1. Phase I: In der Natur zirkulieren ständig Influenzaviren zwischen Tieren und insbesondere Vögeln. Obwohl sich solche Viren theoretisch zu Pandemieviren entwickeln können, wurden keine Fälle gemeldet, in denen zwischen Tieren zirkulierende Viren Infektionen beim Menschen ausgelöst haben.
  2. Phase II: Man weiß, dass ein zwischen Haus- oder Wildtieren zirkulierendes tierisches Influenzavirus zu Infektionen bei Menschen geführt hat; das betreffende Virus gilt daher als eine potenzielle Gefahr für eine Pandemie.
  3. Phase III: Ein tierisches bzw. tierisch-menschliches Influenzavirus, durch Genaustausch entstanden, hat zu sporadischen Krankheitsfällen oder kleineren Häufungen von Fällen bei Menschen geführt, ohne dass es zu einer Mensch-zu-Mensch-Übertragung mit dem Potential zu anhaltenden Ausbrüchen in der Bevölkerung gekommen ist. Eine begrenzte Mensch-zu-Mensch-Übertragung ist unter bestimmten Umständen, etwa bei engem Kontakt zwischen einem Infizierten und einer ungeschützten Pflegeperson möglich. Doch lässt die begrenzte Übertragung unter diesen bestimmten Umständen nicht darauf schließen, dass das Virus die für die Auslösung einer Pandemie erforderliche Mensch-zu-Mensch-Übertragbarkeit erreicht hat.
  4. Phase IV: Sie zeichnet sich durch die nachgewiesene Mensch-zu-Mensch-Übertragung eines tierischen bzw. tierisch-menschlichen Influenzavirus, durch Genaustausch entstanden, aus, das in der Lage ist, Ausbrüche in der Bevölkerung auszulösen. Die Fähigkeit, anhaltende Krankheitsausbrüche in einer Bevölkerung zu verursachen, bedeutet eine beträchtliche Zunahme des Pandemierisikos. Jedes Land, das vermutet bzw. nachgewiesen hat, dass dieser Fall eingetreten ist, sollte sich so schnell wie möglich mit der WHO beraten, damit die Lage gemeinsam beurteilt werden kann und das betroffene Land in der Lage ist, eine Entscheidung zu treffen, falls die Umsetzung einer schnellen Maßnahme zur Pandemieeindämmung erforderlich erscheint. Phase 4 deutet auf eine beträchtliche Zunahme des Pandemierisikos hin, ohne jedoch unbedingt zu bedeuten, dass eine Pandemie von vornherein feststeht.
  5. Phase V: Sie zeichnet sich durch die Mensch-zu-Mensch-Ausbreitung des Virus in mindestens zwei Ländern einer WHO-Region aus. Obwohl in dieser Phase die meisten Länder nicht betroffen sind, ist die Ausrufung der Phase 5 ein starkes Signal, dass eine Pandemie nahe bevorsteht und die Zeit für den Abschluss der Organisation, Kommunikation und Umsetzung der geplanten Schutzmaßnahmen kurz ist.
  6. Phase VI, als Pandemiephase bezeichnet, ist, zusätzlich zu den in Phase 5 definierten Kriterien, durch Ausbrüche in der Bevölkerung in mindestens einem weiteren Land in einer anderen WHO-Region gekennzeichnet. Die Ausrufung dieser Phase deutet auf den Beginn einer globalen Pandemie hin.
  • Während des Zeitraums nach dem Höhepunkt der Pandemie, ist diese in den meisten Ländern mit angemessener Überwachung unter das während des Höhepunktes beobachtete Niveau zurückgegangen. Die Phase nach dem Höhepunkt bedeutet, dass sich das Pandemiegeschehen abzuschwächen scheint; allerdings ist nicht sicher, ob weitere Pandemiewellen bevorstehen, und die Länder müssen sich auf eine zweite Welle vorbereiten. Frühere Pandemien haben sich durch eine Entwicklung des Pandemiegeschehens in mehreren, über Monate verteilten Wellen ausgezeichnet. Sobald die Krankheitsaktivität nachlässt, besteht eine entscheidende Kommunikationsaufgabe darin, diese Information gegen die Möglichkeit einer neuen Welle abzuwägen. Zwischen Pandemiewellen können Monate liegen und eine sofortige „Entwarnung“ kann verfrüht sein.
  • In der Zeit nach der Pandemie ist die Influenza-Krankheitsaktivität auf das für die saisonale Influenza übliche Niveau zurückgegangen. Man geht davon aus, dass sich das Pandemievirus wie ein saisonales Influenza-A-Virus verhalten wird. In diesem Stadium ist es wichtig, die Lage weiterhin zu überwachen und die Pandemievorsorge sowie die diesbezüglichen Notfallpläne entsprechend zu aktualisieren. Gegebenenfalls ist eine intensive Wiederherstellungs- und Bewertungsphase erforderlich.

Nach dem Auftreten des Influenzavirus A/H1N1 im März 2009, hatte die Weltgesundheitsorganisation am 11. Juni 2009 die Warnstufe 6 der Pandemie ausgerufen. Sie hat am 10. August 2010 den Beginn der postpandemischen Phase angekündigt.

Wie lange braucht ein für eine Influenzapandemie verantwortliches Virus, um sich auf der ganzen Welt zu verbreiten?

Die Influenzapandemien des 20. Jahrhunderts haben sich jeweils binnen sechs bis neun Monaten weltweit verbreitet.

Angesichts der Intensität des internationalen Handels und Verkehrs im 21. Jahrhundert verbreitet sich ein für eine Influenzapandemie verantwortliches Virus in weniger als drei Monaten auf der ganzen Welt.

Wie viele Todesopfer würde eine Influenzapandemie fordern?

Es ist unmöglich, die Zahl der möglichen Todesopfer einer Influenzapandemie im Voraus einigermaßen genau zu bestimmen. Unter Berücksichtigung der drei Influenzapandemien im 20. Jahrhundert geht die Weltgesundheitsorganisation davon aus, dass eine neue Influenzapandemie weltweit zu einer Sterblichkeit von 2 bis 7,4 Millionen Menschen führen würde.

Allerdings sind alle Schätzungen über die Zahl der Todesopfer rein spekulativ, da die Sterblichkeitsrate zu einem großen Teil von vier Faktoren abhängt:

  • der Zahl der infizierten Personen,
  • der Virulenz des Virus,
  • der Anfälligkeit der betroffenen Bevölkerungen
  • sowie der Wirksamkeit der Vorbeugungsmaßnahmen.

Wie wirksam sind antivirale Medikamente in der Anfangsphase einer Influenzapandemie?

Ganz zu Beginn einer Influenzapandemie könnte es sinnvoll sein, antivirale Medikamente an die Kranken zu verabreichen, sowie an deren Familienmitglieder, an Personen aus ihrem nahen Umfeld und an das Pflegepersonal.

  • Zum einen könnten durch antivirale Medikamente die Überlebenschancen der infizierten Personen verbessert werden.
  • Zum andern könnte durch diese Medikamente verhindert werden, dass sich das Virus im Umfeld des Kranken ausbreitet und dadurch seine Fähigkeit zur Mensch-zu-Mensch-Übertragung verbessert.

Gibt es einen Impfstoff gegen das für eine Influenzapandemie verantwortliche Virus?

Ein Impfstoff kann erst entwickelt werden, wenn sich das für eine Influenzapandemie verantwortliche Virus gebildet hat und identifiziert worden ist.

Wie lange braucht man, um einen Impfstoff gegen das für eine Influenzapandemie verantwortliche Virus herzustellen?

Ab der Isolierung und Identifizierung des für eine Influenzapandemie verantwortlichen Virus werden bis zur Massenproduktion eines Impfstoffs voraussichtlich mindestens sechs Monate vergehen.

Falls Sie hier keine Antwort auf Ihre Frage finden, zögern Sie nicht, sich an uns zu wenden.

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